Puning

Geschichtsstunde der Familie Djingga

Nach Chengdu sind Mery und ich unterschiedliche Wege gegangen. Mery ist direkt nach Hong Kong geflogen und ist dort gut angekommen, allerdings kam bereits einen Tag nach ihrer Ankunft eine Taifun Warnung durch. Es muss wohl ziemlich stark gewesen sein, zumindest nach den Bildern in den Medien. Mery geht es soweit gut, sie hat sich auch brav an die Vorschriften gehalten und ist im Hotel geblieben.

 

Für mich ging die Reise von Chengdu aus mit dem Flugzeug erst nach Jie Yang, dann am nächsten Tag mit dem Bus weiter nach Puning, beide Orte liegen in der Provinz Guangdong, im Süden von China. In Puning stammt meine väterliche Familie Djingga her, mein Urgroßvater ist vor ca. 100 Jahren von dort aus mit meiner Urgroßmutter nach Indonesien ausgewandert. Der Name Djingga ist aus dem chinesischen abgeleitet und heisst auf Mandarin Huang, bedeutet so viel wie gelb…na ja, nicht wirklich so spannend…

 

Mein Patenonkel aus Kunshan hat für mich sehr viele Recherchen und Telefonate durchgeführt um herauszufinden wo genau die Familie Huang herstammt und wer noch mit uns dort verwandt ist sowie ob es noch historische Gedenkstätte vorhanden sind. Er hat sich sehr viele Mühen gegeben und ich bin sehr dankbar für seine super Arbeit. Ohne seine Hilfe wäre ich dort nur ein „Tourist“ und hätte wenig von der Familiengeschichte mitbekommen. Die Stadt Puning hat ca. 280.000 Einwohner und für meine Verhältnisse durchaus keine Kleinstadt. Die Stadt selber ist in mehreren Stadteilen unterteilt, unter anderem ein Stadtteil im Zentrum namens Pinghu. Wenn ich das richtig verstanden habe dann hat der Gründungsvater mit dem Namen Huang Wu Shi im Jahre 1597 dort Land erworben und über 30 Familienmitglieder angesiedelt. Die Aufzeichnungen für unser Familienstammbaum reichen bis zu diesem Zeitpunkt zurück. Der heutige „Dorfvorsteher“ ist selbstverständlich ein Huang ;-) Bis zum heutigen Tag leben in der Stadt Puning und Umgebung ca. 8000 Menschen die in irgendeiner Form mit dem Namen Huang verwandt sind, ganz schön viele…

 

Nun, hier mal eine kurze Zusammenfassung wie der Besuch bei mir aussah:

 

Als ich mit dem Bus in Puning angekommen bin und ich im Hotel eingecheckt bin, bin ich dann direkt zum Rathaus von dem Stadtteil Pinghu gelaufen, dort hatte ich um 11 Uhr einen Termin mit dem „Dorfvorsteher“ Huang Zhen Lin, er ist ein sehr weit entfernter Großonkel von mir. Dort angekommen wurde ich herzlich in seinem Büro empfangen und wie es in China üblich ist, trinkt man dazu Tee. Als ich noch klein war habe ich mit meine Großmutter einen chinesischen Dialekt gesprochen da sie kein indonesisch konnte, die Sprache heißt auf Mandarin Chaozhou, im Dialekt Teochew. Hier in dieser Gegend sprechen die Einheimischen alle diese Sprache, das ist echt lustig, denn ich hatte diese Sprache selten von anderen Menschen gehört außer von meine Großmutter und noch von ein paar Verwandten aus Indonesien. Auf jeden Fall konnte ich dann ein paar einfache Worte mit den Menschen mich hier unterhalten, aber wirklich nur sehr einfache Worte…vieles ist in Vergessenheit geraten da ich diese Sprachen schon Ewigkeiten nicht mehr gesprochen habe geschweige denn damals nur Basisworte gelernt habe. Bei dem Empfang sagte mir der „Dorfvorsteher“ dass ein anderer Großonkel von mir der viel über die Familiengeschichte kennt mich herumführen möchte, aber an dem Tag leider nicht kommen kann da jemand aus der Familie verstorben sei. Wir haben dann einen Termin für den nächsten Tag vereinbart. Somit bin ich dann an dem gleichen Tag alleine durch die Stadt gelaufen und habe versucht historische Sehenswürdigkeiten zu finden. Die Stadt ist wirklich nicht für Touristen angelegt, keine besonderen Sehenswürdigkeiten und leider auch ziemlich verdreckt, der Müll ist überall ziemlich präsent…nun ja, um einen Erholungsurlaub zu machen gibt es sicherlich schönere Orte…

 

Am nächsten Tag um halb 10 war ich dann wieder im Büro vom „Dorfvorsteher“ und dort warteten schon eine ganze Komitee auf mich, irgendwelche weitentfernten Onkeln von mir sowie auch der 70 jährige Großonkel Huang Zhen Fu der mich dann an diesem Tag durch die verschiedenen historischen Orten geführt hat. Er hatte wohl früher auch mein Urgroßvater und Großvater mal getroffen als sie zu Besuch hier waren. Nachdem wir zur Begrüßung Tee getrunken hatten und ein gemeinsames Bild gemacht hatten sind wir dann direkt los gefahren und haben verschiedene Schreine, Tempel und den Grab meiner Ur-Urgroßeltern besucht. Bei den Bildern habe ich versucht mal ein paar Kommentare zu schreiben. Gegen Mittag hatte der Dorfvorsteher zum Essen eingeladen, es waren dann auf einmal 14 Leute am Tisch, irgendwie alle Familienmitglieder. Am Abend wurde ich wieder von einem anderen Familienmitglied zum Essen feierlich eingeladen, diesmal nur eine kleine Runde, 6 Personen in einem sehr noblen Restaurant. Einige Gerichte kamen mir vertraut vor, Essen die ich durch meine Großmutter noch kannte aber auch Gerichte die nicht sooo mein Geschmack treffen, wie z.B. Schnecken und Schweinedarm…und Cognac…na ja, was solls…zur Feier des Tages ;-)

 

Bei den Besuchen und Treffen mit den Familienmitgliedern wurde sehr oft Tee getrunken, es kamen auch prompt viele neugierige Menschen herbei und man gequatschte ein wenig, obwohl ich nicht viel verstanden habe…aber es war alles ziemlich vertraut und ich wurde überall sehr herzlich Willkommen. Es kam mir so vor als begrüßten sie ein Familienmitglied das zurückgenommen ist, das passiert wohl hier nicht all zu oft. Von Huang Zhen Fu habe ein Familienstammbuch geschenkt bekommen, ich habe mich sehr darüber gefreut, echt cool. In der Huang Linie bin ich die 15.Generation seit dem der Gründungsvater Huang Wu Shi aus dem Jahre 1597 sich hier niedergelassen hat.

 

Am nächsten Tag wurde ich im Hotel abgeholt und zum Bahnhof gefahren worden, eine sehr nette Geste. Somit waren die 2 Tage auch wieder rum in der ich ein wenig Einblick in meine Familiengeschichte hatte. Es war eine sehr spannende Erfahrung für mich und ich bedanke mich an all die Personen die mich in Puning begleitet haben und vor allem bei meinem Patenonkel der sehr viel Arbeit für mich geleistet hat, war echt eine super Erfahrung.